Die Skandinavistin Judith Meurer Bongardt über Solidarität und Verantwortung in dystopischen Romanen der nordischen Gegenwartsliteratur
Literatur soll gesellschaftliche Probleme zur Debatte stellen, forderte der dänische Literaturkritiker Georg Brandes bereits Ende des 19. Jahrhunderts. Und bis heute kann man feststellen, dass Literatur in den Nordischen Ländern einen wichtigen Anteil an den verschiedensten Debatten über gesellschaftliche Probleme und Gestaltungsmöglichkeiten des Zusammenlebens hat. Dies gilt nicht nur für die weltbekannten Theaterstücke von Henrik Ibsen und August Strindberg, sondern es betrifft auch populäre Genres wie den Krimi oder die Kinderliteratur. Eine Gattung, die sich seit einigen Jahren besonderer Konjunktur erfreut, ist der dystopische Roman. Er bringt in gewisser Weise die Nachtseite der international oft als vorbildhaft angesehenen skandinavischen Gesellschaften zum Ausdruck. In dieser Gattung wird der literarische Text nicht nur zum Experimentierfeld für Ideen und Fragen zukünftiger gesellschaftlicher Entwicklungen, sondern es wird erforscht, was es heute (angesichts vielfältiger ökologischer und politischer Krisen und der digitalen Revolution) bedeutet, ein Mensch zu sein. Die krisenhaften Szenarien sind meist nur auf den ersten Blick Ausdruck einer kulturpessimistischen Weltsicht. Die Bonner Skandinavistin Judith Meurer-Bongardt zeigt auf, dass in den allermeisten Texten utopische Hoffnung aufscheint, wobei Solidarität und Verantwortung als Schlüsselbegriffe ausgemacht werden können. Die Einbettung in den Kontext aktueller gesellschaftlicher Debatten der skandinavischen Länder kommt dabei nicht zu kurz.
Dr. Judith Meurer-Bongardt ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Abteilung für Skandinavische Sprachen und Literaturen der Universität Bonn. Sie hat die Promotion am Institut für Literaturwissenschaft der Åbo Akademi mit einer Doktorarbeit über utopisches Denken in den Schriften der finnlandschwedischen Kritikerin und Schriftstellerin Hagar Olsson abgeschlossen. In den letzten Jahren beschäftigt sich Judith Meurer-Bongardt neben dem Finnlandschwedischen Modernismus besonders mit dystopischen und utopischen Romanen der Gegenwart aus dem gesamten Nordeuropäischen Raum unter ökokritischen Gesichtspunkten. Judith Meurer-Bongardt ist Mitglied des literaturwissenschaftlichen Beirats der Svenska litteratursällskapet i Finland.
Sonntag, 27. September 2020 | 10:00 Uhr
BAD EMS | Häckers Grand Hotel, Brunnenhalle
- Friday, September 25, 2020 at 7 PM – 9 PM UTC+02
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